Tagebuch einer Toilette
Tatort: BIMTECH, Flat No G5. Tatzeit: 11:38 Uhr.
Nach der mittlerweile 4. Beschwerde, die immer das gleiche Problem betreffen, sind nun wiedereinmal die so genannten „Installateure“ des BIMTECH im Zimmer. Das Problem: Kontinuierlich-schleichender, uns quälender Wasseraustritt aus irgendeinem Bereich der Toilette. Lokalisation des Problems: Ungewiss. Die Arbeiter können zwar weder lesen noch schreiben, auf dem Gebiet "Reparatur von Sanitäranlagen" sind sie allerdings „absolute Profis“. Warum sonst sollten sie sonst zum 4. Mal da sein. Dass nun wieder 4 Männer gleichzeitig an einem Problem arbeiten, sind wir gewohnt - auch sind wir gewohnt, dass das Problem mit großer Wahrscheinlichkeit wieder nicht behoben werden wird. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. In diesem Moment, das sei festgehalten, sehen 2 von den Arbeitern fern, einer hält eine Leiter, und ein anderer bemüht sich am Klo. Und er arbeitet wirklich, obwohl es bei offener Tür auch durchaus vorkommt, dass unsere Toilette von allen möglichen Personen dazu benutzt wird, wofür sie ursprünglich vorgesehen ist. Man darf gespannt sein. …
Nunmehr haben alle dekorativen Personen die Wohnung verlassen, Werkzeug liegt nach wie vor im Klo, der Boden ist komplett versaut – dass jetzt warten angesagt ist, widerspiegelt einen Teil der indischen Arbeitskultur. … Nachdem jetzt wieder ein Arbeiter gekommen ist, bewaffnet mit Hammer und Meisel, liegen bereits Brocken der Wand im Klo. Was dies zu bedeuten hat, bleibt vorerst unkommentiert. Auch die Fern sehenden „Zaungäste“ haben den Raum bereits verlassen. … Nach einer weiteren Pause von 20 Minuten ist nun derselbe Arbeiter wieder am Werk. … Nach lautem Gehämmere, das ca. 15 Minuten anhielt, ist der Beauftragte Handwerker nun fertig – zumindest hat es den Anschein. Nächster Auftrag: Beschwerde Nummer 47 – das Klo muss gesäubert werden. Nein, halt! Falscher Alarm – der Profi ist ein weiteres Mal gekommen und setzt sein Werk fort. Grundsätzlich ist Kompliziertheit Maß für Unwissenheit des Beobachters – in Indien hingegen ist sie ein Maß für Unwissenheit des Beobachteten. 30 Minuten später gehen wir zwischendurch essen, Fortsetzung folgt. …
Aufmarsch zweier Putzfrauen: Reinigung „The Indian Way“. Soll heißen, dass lediglich der Boden mit Wasser benetzt wird, die Toilette selbst aber nicht gereinigt wird. Tatort: Noch immer BIMTECH, Flat No G5, Tatzeit: 14:44 Uhr. Alle Arbeiten sind vollendet – ob diese jedoch erfolgreich verlaufen ist, werde ich beim nächsten Mal berichten. Denn versteckte Mängel gemäß Rechtsliteratur sind hier an der Tagesordnung, wobei dies auch für offene Mängel gilt. … Tatort 14:53 Uhr – wir bekommen die Mitteilung, dass wir für 6 Stunden ein anderes Klo benutzen sollen, danach soll auch unsere Toilette funktionieren. Na dann, frohes Schei***!
Mit lieben Grüßen